Dramaty na obczyźnie - Conditio alienigenae. Swoi i obcy

  • Witold Broniewski
Keywords: stranger; migrant; uprooteduess; integration; culture; biculturality

Abstract

Über das Fremdendasein - Conditio alienigenae

In dem vorliegenden Aufsatz wird die Frage erörtert: Was widerfährt einem Menschen, der aus seiner Heimat in die Fremde „geworfen” wird? Den Ausführungen liegen drei Überzeugungen zugrunde. Erstens: In jedem Einzelnen lassen sich drei Dimensionen unterscheiden, nämlich das Allgemein-Menschliche, das je unausschlabar Individuelle und schließlich das Heimat-liche. „Heimat” wird hier vor allem (mutter)sprachlich, kulturell und geistig – näherhin wertemäßig verstanden, wobei es genauerhin um kulturelle, moralische und religiöse Werte und Ideale geht.

Zweitens: Der vielfach vertretenen Behauptung, der Mensch lebe in der (ganzen) Welt im Gegensatz zum Tier, welches in seiner Umwelt aufgehe, ist entgegenzuhalten, daß der Mensch dem Universum der Sprachen und Kulturen nicht gewachsen ist. Vielmehr ist er geistig zunächst in seiner äußeren und inneren Heimat verwurzelt und tut sich schwer in den zahlreichen Fremden.

Drittens: Das Verschlagenwerden in die Fremde beziehungsweise das Ausziehen in diese beinhaltet einen langen und häufig mühseligen, nicht selten schmerzlichen Vorgang, welcher sich vor allem tief im Inneren des „Fremd-Gewordenen” abspielt, der aber durchaus mit einem auch Äußeren zu tun hat, nämlich mit dem „Geworfenwerden” in eine fremde Kultur, Sprache, Gesellschaft... und nicht zuletzt in einen fremden Staat.

Der Vorgang, in dem der heimatlos Gewordene ein Fremder wird, umfaßt drei beziehungsweise vier vor allem geistige, näherhin kulturelle, moralische und religiöse weltanschauliche Phasen. Am Anfang steht die Entwurzelung, welcher die nachfolgende Wurzellosigkeit in der Fremde folgt. Auf die letzte kann ein vorläufiges, häufig eher oberflächliches äußerliches Erstwurzfassen folgen. In manchen Fällen kann – zumeist erst nach Jahren, falls überhaupt – ein tieferes, wesentlicheres Wurzelschlagen erfolgen.

Der Fremde ist vorab ein sprachlich Behinderter. Es ist daran zu erinnern, daß das (muttersprachliche) Sprechen überaus bedeutsame Lebensaufgaben übernimmt. Es dient der Selbstartikulierung des Einzelnen, auch seiner Selbstmitteilung und seinem Umgang mit anderen, ferner den vielfältigen wahrzunehmenden Sacherledigungen, darüber hinaus der Teilhabe an der Kultur und – seltener – dem kulturellen Schaffen. Seiner Muttersprache beraubt, vermag der Fremde das Genannte nicht zu leisten oder nur sehr unzureichend.

Zu der sprachlichen Beeinträchtigung gesellen sich andere Einbußen. In bezug auf die soziale Stellung, die Berufsausübung, die wirtschaftliche Lage, den Rechtsstatus, die Teilhabe am Gesellschafts-, Geselligkeits- und Kulturleben muß er zumeist „Rückstufungen” in Kauf nehmen.

Sofern er nicht sprachlich und intellektuell gänzlich überfordert ist, wird der Fremde früher oder später herausgefordert, eine gewichtige Lebensentscheidung zu treffen, welche stichwortartig eine eigentümliche Zwei-Kulturen-Entscheidung beziehungsweise Zwei-Heimaten-Entscheidung genannt werden kann. Diese kommt zu den großen Lebensentscheidungen hinzu – als eine Art. Fortführung der sittlich-religiösen Grundentscheidung und der Entscheidung angesichts des Pluralismus, gegebenenfalls auch der sittlich-religiösen Höchstentscheidung. Freilich „überkommt” die genannte zuzätzliche Lebensentscheidung nur die Fremden, nicht aber die Einheimischen. Dabei gilt Folgendes: Die alte äußere Heimat bleibt ihm entzogen, der neuen äußeren Fremde wiederum kann er sich nicht entziehen. Darüber hinaus muß er sich zugleich sowohl auf die innere geistige alte Heimat als auch in bezug auf die neue innere geistige Fremde entscheiden. Hierbei kann er eine von beiden sei es ganz, sei es teilweise verschmähen – wobei ein völliges Ausschließen, Ausklammern gar nicht möglich ist! – oder aber versuchen, das Alte mit dem Neuen zu verbinden, soweit das von der Sache her und vom Nachvollzugsvermögen überhaupt leistbar ist. Es geht nicht nur um Kenntnis oder Unkenntnis zum einen der heimatlichen, zum anderen der fremden Kultur. Eine erschöpfende Kenntnis ist übrigens kaum vorstellbar.

Eher schon zu leisten und bedeutsamer in der Sache, ferner leichter zu bewerkstelligen ist die Auseinandersetzung mit den Werten, welche einerseits der heimatlichen, anderseits der fremden Kultur innewohnen. Sodann kann diese Auseinandersetzung in den Versuch münden, zum einen die heimatlichen Werte und Ideale zu bewahren, zum anderen die Werte und Ideale des Gastlandes sich zu eigen zu machen. So kann dem Heimatlosen allmählich eine neue kulturelle Identität zuwachsen, welche sich weder aus der alten, noch aus der neuen Kultur ergibt, sondern aus dem Bemühen hervorgeht, aus beiden Kulturen zu schöpfen, um im Idealfall die jeweils höchsten Werte zu einer neuen Einheit zu fügen.

Daß keineswegs alle Fremden einem solchen Unterfangen gewachsen sind, liegt auf der Hand. Die erste Generation ist vielfach bereits sprachlich überfordert. Die zweite Generation wiederum kennt häufig nur unzureichend die Kultur der Väter. Eher selten liegt es dem Gastland an einer bi-kulturellen Lösung der „Integration”. Nicht selten wird stillschweigend der kulturellen Bereicherung, also der multikulturellen Lösung die einebnende Integration der Fremden im Sinne des Schmeltztiegels vorgezogen. Gegen einen solchen Druck des obendrein viel stärkeren einheimischen Partners haben die Fremden einen schweren Stand.

Zusammenfassend kann gesagt werden: Der Fremde muß sich den Herausforderungen einer fremden Kultur, Sprache und Gesellschaft, ebenso eines fremden Staates stellen. Er hat die fremde Sprache, so gut er kann (und will), zu lernen. Er muß so weit als möglich versuchen, die genannten Rückstufungen zu bewältigen. Er ist aufgefordert, die fremde Kultur kennenzulernen, insbesondere in bezug auf ihre Werte, Ideale und Letztsinngebungen. Er ist gehalten, eine doppelte Entscheidung zu treffen – zum einen in bezug auf seine Herkunftskultur, zum anderen bezüglich der vorgefundenen fremden Kultur, um sei es die beiden Kulturen im eigenen Inneren miteinander zu verbinden, sei es um die eine gegen die andere gleichsam auszuspielen.

Was letzlich auf dem Spiel steht, ist die kulturelle Identität des in der Fremde Lebenden. In Abhängigkeit vom Ausgang der Stellungnahmen gegenüber den beiden Kulturen, den beiden Kulturgemeinschaften, den beiden möglichen Heimaten kann die allumfassende Identität, also das Selbst Fremden verändert werden – im Positiven wie im Negativen. Daß auch das Dasein, die Lebensweise des Fremden davon nicht unbetroffen bleibt, leuchtet ein.

So wichtig auch wirtschaftliche, soziale, politische, rechtliche Gegebenheiten im Fremdendasein sein mögen, sie bleiben untergeordnet und nachgeordnet. Das Eigentliche aber trägt sich im Persönlichkeitskern des „Geworfenen” und in seiner Seinsweise zu. Mithin geht es einen hohen Einsatz.

References

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Published
2020-05-11