Status of logic in the system of sciences according to Piotr of Sienna

  • Feliks Krause

Abstract

[Abstrakt tylko w j. niemieckim / Abstract only in German]

Status der Logik in dem System der Wissenschaften nach Petrus von Sienno

In der Klassifikation der Wissenschaften in der Auffassung des Meisters der Krakauer Univer­sität, Petrus von Sienno, in seinem Kommentar zur Metaphysik enthalten, besteht die Philosophie aus zwei Gliedern: der theoretischen und der praktischen Philosophie. In dem zweiten Glied sonderte Petrus den Wissenszweig scientiae ad necessitatem deservientes ab. Zu dieser Gruppe, auch scientiae terminales genannt, zälte er die Logik zu. Diese, obwohl sie formell zu den prakti­schen Wissenschaften gehörte, bewahrte den Status autonomer und pro­pedeutischer Wissenschaft. Die Logik wurde nämlich als Einführung in alle übrigen Gebiete der Wissenschaft (mit Theologie einschließlich) betrachtet, denn ohne sie wäre die Erkenntnis dieser Disziplinen in vollkommener Weise nicht möglich. Als Lehre von den alle Disciplinen verpflichtenden Grundsätzen richtiger Schlußfolgerung, konnte die Logik als Instrument be­trachtet werden, also als Organon allen Wissenschaften gegenüber. Da die Logik, ähnlich wie die Metaphysik, in ihrem Bereich jedes Seiende umfaßt, konnte Petrus von Sienno die Logik auch als einen Teil der Philosophie anerken­nen. Eine derartige Stellung der Logik im System der Wissenschaften in der Auffassung des Krakauer Meisters entsprach dem Aristotelischen Modell.

Das Beschäftigungsgebiet der Logik bilden Allgemeinbegriffe, die ersten Prinzipien und die allgemeine Theorie der Beweisführung. Mit den Allgemeinbegriffen beschäftigt sich Petrus im Aspekt ihrer formell-struktureller Eigenschaften und ihrer Signifikationsfunktion. Wenn es sich um die ersten Denkprinzipien handelt, erwägt sie die Logik unter dem Gesichtspunkt ihrer Echtheit und Falschheit, was keine andere Lehre unternimmt. Die Hauptaufgabe, die die Logik zu erfüllen hatte, war die Festlegung der Kriterien richtigen Gedankengangs, d.h. der Regeln, die es ermögli­chen die Konklusionen aus Prinzipien zu ziehen (syllogistische Deduktion). Mit der Logik sollte man also nach der Meinung Petrus' von Sienno, die wissenschaftliche Erken­nung beginnen. Deshalb steht dieser Lehre das Attribut prior zu. Unabhängig von der Beach­tung allgemeiner wissenschaftlicher Prozeduren, die die Logik erarbeitet hat (modus generalis), sollten die Einzel­wissenschaften nach unserem Kommentator eine eigene Methode wissenschaft­lichen Handelns schaffen und anwenden, an die Kathegorie der Gegenstände der gegebenen Wissenschaft angepaßt (modus specialis).

Die Konzeption der Logik (ähnlich wie das ganze System der Wissenschaften) läßt sich in die nominalistische Strömung bringen, die hauptsächlich Johann Buridanus, Johann von Münsterberg und Marsilius von Inghen vertraten.

Published
2020-11-16
Section
Articles